Quelle: Schrift der Rhein-Main-Donau Aktiengesellschaft zur Kanaleröffnung
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurde der alte Traum des Abendlandes, den Rhein und die Donau miteinander zu verbinden, erneut in Angiff genommen. Zu diesem Zweck wurde am 30. Dezember 1921 die Rhein-Main-Donau Aktiengesellschaft mit Sitz in München gegründet.
Zur Finanzierung des Projektes wurde ein für öffentliche Investitionen einzigartiges Modell gewählt; eine Aktiengesellschaft, an der heute der Bund mit zwei, der Freistaat Bayern mit einem Drittel beteiligt ist. Neben ihrem eigentlichen Auftrag erhielt die Ag das Recht, die Wasserkraft an fünf bayrischen Flüssen durch den Bau von Wasserkraftwerken zu nutzen. Die erwirtschafteten Beträge wurden in den Bau des Main-Donau-Kanals investiert – womit sich der Kanal im wahrsten Sinne des Wortes aus eigener Kraft finanzierte.
Mit dem Bau der MDK wurde 1960 begonnen und am 25.9.1992 der gesamte Kanal für den Schiffsverkehr freigegeben.
Die gesamte Länge der Wasserstrasse von Aschaffenburg bis zur Grenze in Passau beträgt 677 km. Die Länge des MDK von Bamberg bis Kelheim beträgt 171 km. Der Kanal bildet somit das Herzstück einer kontinentalen Wasserstrasse, die von den Nordseehäfen Rotterdam und Antwerpen über 3500 Km bis zu den Seehäfen am Schwarzen Meer reicht.
Um den Anforderungen, aber auch der Beanspruchungen der modernen Binnenschifffahrt zu genügen, wurde für den MDK ein neuer trapezförmiger Kanalquerschnitt entwickelt:
Sohlbreite: 31 m
Wasserspiegelbreite: 55 m
Wassertiefe: 4 m
Böschungsneigung 1 : 3
Damit ist der Wasserquerschnitt des Kanals siebenmal größer als der Querschnitt des voll beladenen Regelschiffs mit 9,5 m Breite und 2,50 m Tauchtiefe. Auch für den 11,4 m breiten Schubverband reicht der Kanalquerschnitt aus.
Insgesamt waren für den Kanal-, Schleusen-, Pump- und Kraftwerksbau Erdbewegungen in einer Größenordnung von 93 Mio Kubikmeter erforderlich, davon allein für die Haltung Hilpoltstein 16 Mio Kubikmeter.
In den Schleusen und Haltungen wurden 2,6 Mio Kubikmeter Beton eingebaut; auch hier schlägt die Haltung Hilpoltstein jeden Rekord: für ihren Bau wurden allein 409.000 Kubikmeter Beton gebraucht.
Während der Bauzeit waren fast 1.000 Firmen mit Bauleistungen und Zulieferungen am Kanalbau beteiligt. Pro Jahr arbeiteten zwischen 3.000 und 4.000 Menschen am Kanal.
Streckenführung
Der MDK zweigt vom Main nordwestlich von Bamberg ab. Er folgt der Regnitz etwa 32 km in südlicher Richtung bis zur Schleuse Hausen. Dabei liegt er streckenweise im alten Flussbett der Regnitz (km 0,1 - 6,4 ) und (22,1 - 32,0) bzw. läuft als Seitenkanal daneben. Bei Hausen verlässt er die Regnitz und wird zu einem Stillwasserkanal. Er führt mit einer Kanalbrücke über das Zenntal, erreicht den Fürther Parallelhafen, überwindet noch einmal mit einer Kanalbrücke das Tal der Rednitz und erreicht schließlich den Hafen Nürnberg.
Von Nürnberg aus wurde die „Beilngrieser Linie“ realisiert. Das Altmühltal, vor Äonen das Urstromtal der Donau, das Ottmaringer Tal und das Sulztal haben so tiefe Furchen in das Juragebirge geschnitten, dass keine bessere Trasse gefunden werden konnte.
Von Kelheim aus führt der Kanal über Riedenburg, Dietfurt, Beilngries nach Berching. Von dort läuft er in einer weiten und flachen Senke des Juragebirges und überwindet östlich von Hilpoltstein die europäische Wasserscheide. Über Roth erreicht der MDK schließlich den am südlichen Stadtrand gelegenen Hafen von Nürnberg.
Der Naturpark „Altmühltal, südliche Frankenalb“ gehört zu den schönsten und eigenwilligsten Landschaften Süddeutschlands. Er hat eine Gesamtfläche von über 3.000 Quadratkilometer, bei einer Länge von 90 km und einer Breite 36 km. Der MDK durchläuft diesen Naturpark auf einer 53 km langen Strecke. Rein flächenmäßig beansprucht der Kanal 2,5 Promille des gesamten Naturparks.
Die Wasserstraße muss bei Hilpoltstein die europäische Wasserscheide zwischen Rhein und Donau überwinden. Mit einer Höhe von 406 m über NN erreicht sie damit den höchsten Punkt nicht nur im deutschen, sondern auch im europäischen Wasserstraßennetz. Da der Main bei Bamberg 175 m und die Donau bei Kelheim 68 m tiefer liegen als die Scheitelhaltung des Kanals, beträgt der gesamte Höhenunterschied des MDK auf seiner 171 km langen Strecke 243 Meter.
Schleusen
Für den Kanal wurden 16 Schleusen errichtet. Zwischen Bamberg und Nürnberg 7, zwischen Nürnberg und Hilpoltstein 4 und zwischen Hilpolstein und der Donau 5. Die baugleichen Schleusen in Leerstetten, Eckersmühlen und Hilpoltstein sind mit rund 25 m Hubhöhe die höchsten bisher in Deutschland gebauten Schleusen.
Alle Schifffahrtsschleusen sind 12 m breit und 190 m lang (Nutzlänge). Die Schiffsschleusen von Eibach bis Kelheim sind mit Schwimmpollern ausgerüstet. Verbände von Ruderbooten werden nach voriger Anmeldung bei der WSD Süd und vor Ort abwärts geschleust, aufwärts dagegen aus Sicherheitsgründen nicht.
Kleinfahrzeuge dürfen nur in die Schiffsschleuse einfahren, nachdem der Schleusenbetriebsstelle mitgeteilt wurde, dass die Absicht besteht, die Schiffsschleuse zu benutzen.
Ruder- und Paddelboote müssen die Bootsanlagen (Bootstreppen, Bootsschleppen oder Bootsschleusen) benutzen. Im Bereich der Südstrecke - Schleuse Eilbach bis Kehlheim gibt es gute Bootswagen, die für eine Kaution von 2 € (ähnlich wie Einkaufswagen) benutzt werden können. Im Bereich der Nordstrecke gibt es diese Wagen noch nicht. Bei einer Wanderfahrt ist es sinnvoll, sich bei den Fernsteuerzentralen für die Schleusen zu melden, damit alle Bootswagen einsatzbereit sind.
Die Telefonnummern der Fernsteuerzentralen sind:
Neuses bei Forchheim Tel. 09545 359806-522
Kriegenbrunn bei Erlangen Tel. 09131 480087-211
Hilpoltstein Tel. 09174 977388-311
Dietfurt Tel. 08464 642494-211
Die Benutzung der Schiffsschleusen ist nur in Ausnahmefällen möglich (§ 12.16 Nr. 3 BinSchStrO).
Die gemeinsame Schleusung mit der gewerblichen Schifffahrt ist zu gefährlich. Nur wenn sich zufällig eine Leerschleusung für die gewerbliche Schifffahrt ergibt, kann die Schleusenbetriebsstelle die Benutzung der Schiffsschleuse durch Ruder- oder Paddelboote zulassen. Da sich solche Situationen nur zufällig ergeben, ist die Planung von Touren mit Schleusungen nicht möglich. Bei der Planung einer Tour muss davon ausgegangen werden, dass nur Bootsanlagen benutzt werden können.
Wegen der großen Hubhöhen beträgt die Entfernung zwischen Aus- und Einsatzstellen an den Schleusen etwa 1 km.
Die Schachtschleusen mit Hubhöhen zwischen 17 und 25 m haben je drei an der Seite angeordnete Sparbecken, womit der Wasserbedarf um 60 % verringert wird.
Insgesamt sind fünf Pumpwerke an den Staustufen Kelheim, Riedenburg, Dietfurt, Berching und Bachhausen errichtet. Jedes Pumpwerk verfügt über 5 Pumpen, die aus wirtschaftlichen Gründen nach Möglichkeit nur in der Nachtzeit und am Wochenende eingeschaltet werden. Jede Pumpe kann 7 Kubikmeter Wasser pro Sekunde fördern. Über diese Pumpen wird zum einen das benötigte Betriebswasser, zum anderen die Wasserüberleitung aus der Donau in das Regnitz-Main-Gebiet sichergestellt.
Die Rhein-Main-Donau AG hat bislang 59 Laufkraftwerke und 1 Pumpspeicherkraftwerk errichtet. Davon liegen 30 am Main, 22 an der Donau, 4 am Lech, 2 an der Regnitz sowie 1 an der Altmühl. Diese Anlagen haben zusammen eine Ausbauleistung von 691 MW.
Über den Kanal führen 122 Strassen- und Fussgängerbrücken. Einige der gelungensten Beispiele modernen Brückenbaus finden sich im Altmühltal. So die Holzfussgängerbrücke in Essing oder die Hängebrücke in Kehlheim. Ein Brückenschlag ganz anderer Art ist der Kanal selbst. Er ist der einzige Kanal der fünfzehn Anrainerstaaten verbindet. Die durch den Kanal geschaffene Verkehrsverbindung lässt den Kontinent weiter zusammenwachsen.
Hier ein Fahrtenbericht: