Bearbeiter:
Peter Ellinger, 70619 Stuttgart
Klaus Kaeber, 64285 Darmstadt
Norbert Leidig, 68219 Mannheim
Michael Stoffels, Neusser Ruderverein – 2020 –
Die oberrheinische Tiefebene erstreckt sich von Basel bis vor die Tore von Mainz. Sie entstand in erdgeschichtlicher Zeit bei der Auffaltung der Alpen, des Schwarzwaldes und der Vogesen. Gletscher haben sie „ausgerieben“, der Rhein hat den Graben mit Kies aufgefüllt und eingeebnet. Der Kaiserstuhl ist vulkanischen Ursprungs.
Die Orte liegen „in respektvoller Entfernung“ vom Rhein oder auf Vulkanfelsen (z.B. Breisach). In früheren Jahrhunderten hat der Rhein oft die ganze Breite des Tales durchströmt und hat seinen Lauf häufig verändert. Ihr heutiges Aussehen erhielt die Landschaft am Oberrhein erst durch den badischen Wasserbau-Ingenieur Johann Gottfried Tulla (geb. 20. 3. 1770 in Karlsruhe, gestorben am 27. 3. 1827 in Paris), der 1812 die Rheinbegradigung begann und den Bau des Rheinseitenkanals, des Grand Canal d'Alsace und der nachfolgenden Schleusen.
Anzumerken ist noch, daß die Gegend um den Kaiserstuhl (nördlich Breisach) die höchsten Jahres-Durchschnittstemperaturen und die meisten Sonnentage Deutschlands aufweist.
Der Oberrhein kann in 4 Abschnitte gegliedert werden:
1. Der Rheinseitenkanal (Grand Canal d'Alsace)
Von Rhein-km 173,55 (Wehr Märkt) bis 226,55 (Breisach) trennen sich Rheinseitenkanal (Grand Canal d'Alsace) und und der Restrhein zwischen Märkt und Breisach. Ein Umtragen am Stauwehr Märkt in den Restrhein ist mangels Einsetzstelle nicht zu empfehlen. Der Restrhein führt bis auf die Sommermonate bei Normalwasserstand zu wenig Wasser und hat eine Reihe von Untiefen. Von Mai bis August ist der Betreiber des Grand Canal d'Alsace aus wasserwirtschaftlichen und ökologischen Gründen verpflichtet, eine für das Rudern gerade ausreichende Wassermenge von 130 bis 150 m³/s in den Restrhein einzuleiten. Nach bisherigen Erfahrungen kommt man mit Gigbooten auch bei 85 m³/s schadlos durch die Stromschnellen. Eine Befahrung ist dann mit Umtragen ab der Schleuse Kembs vom Canal d'Alsace oder über eine Rampe ab Istein möglich. Auf dem vorherigen Abschnitt zwischen Wehr Märkt bis km 176,0 (Kirchener Schnellen) und km 177,66 (Isteiner Stromschnellen) hat der Fluß Wildwassercharakter II bis III und ist für Ruderboote auch bei dieser Wassermenge schwer befahrbar. Drei Sohlschwellen behindern die Fahrt und müssen umgangen werden.
Zur Ausnutzung der Wasserkräfte des Oberrheins baute Frankreich nach dem 1. Weltkrieg (Versailler Vertrag) 1922 die Staustufe Kembs und 1925 die Staustufen Ottmarsheim, Fessenheim und Vogelgrün. Der Grand Canal d'Alsace verläuft in gestreckter Linienführung etwa parallel zum Rhein, vollständig auf französischem Staatsgebiet. Die Sohlenbreite des Kanals beträgt 80 m und die Wasserspiegelbreite 135 bis 150 m bei einer Wassertiefe von 9 bis 12 m. Die Ufer bestehen aus schrägen Betonplatten, die auftretende Schiffswellen gut auslaufen lassen.
Der Grand Canal d'Alsace ist ein ruhiges, glattes Gewässer mit mäßigem Schiffsverkehr. Die vier Schleusen sind rund 15 km voneinander entfernt. Es empfiehlt sich, etwa 30 Minuten vor dem Schleusen die nächste Schleuse anzurufen. Das Schleusenpersonal ist freundlich und hilfsbereit. Jede Schleusengruppe besteht aus zwei Schleusen mit je 270 m Länge und 24 m Breite. Alle Schleusen sind nur auf französischem Gebiet anzufahren, da auf deutscher Seite wegen Naturschutzgebieten keine Anfahrt möglich ist. Es gibt aber eine sehr gut ausgebaute Uferstraße, die „relativ“ dicht am Rhein entlang führt. Ausnahme ist die Schleuse Iffezheim (von deutscher Seite anzufahren).
Am Rheinseitenkanal gibt es viele Ausstiegsmöglichkeiten. Die Treppen und Leitern sind durch gelbe Stangen mit einer roten Spitze am Ufer gekennzeichnet. Etwa 500 m nach jedem Kraftwerk befindet sich auf der rechten Seite jeweils eine größere Kies- bzw. Sandbucht, in der man gut landen kann. Die Strecke Basel - Breisach ist an einem Tag zu schaffen. Man rudert durch eine ruhige - allerdings künstlich geschaffene - Flußlandschaft mit gelegentlichen schönen Ausblicken auf die Vogesen im Westen und den Schwarzwald im Osten.
2. Schleusenstrecke Breisach - Iffezheim
Ab Breisach folgt die Schiffahrt dem Rhein und damit der deutsch-französischen Grenze. Zu den einzelnen Schleusen führen Kanäle auf französisches Gebiet. Am Abzweig dieser Kanäle wird der Rhein durch ein Wehr jeweils abgesperrt. Umtragen ist möglich, kann aber nicht empfohlen werden, weil im Rhein oft Sohlschwellen und Kulturwehre, die der Grundwasserstabilisierung dienen, umgetragen werden müssen. Für die Schleusen in diesem Abschnitt gilt dasselbe wie vorhin schon gesagt: 30 min vorher anrufen, die Schleusenmeister sind meist freundliche Elsässer, die deutsch sprechen. Unterhalb der Schleusen findet man mäßige Strömung. Diese verläuft sich aber im nächsten Stau. Die Wasserflächen werden breit und offen, auch etwas windanfällig. Man hat viel Platz, der Großschiffahrt auszuweichen.
3. Strecke Iffezheim - Mannheim
Bisher konnte man in offenen C-Booten rudern. Ab Iffezheim ist es ratsam, nur noch gedeckte Wanderboote zu benutzen. Bis Mannheim herrscht eine starke Strömung. Der Flußlauf wird häufig schmal und der Schiffsverkehr nimmt stark zu. Bergfahrer laufen unter voller Motorkraft und mit dementsprechender Bugwelle. Es besteht bis Mannheim ein Rechtsfahrgebot, doch heißt die Regel: „Verständigen Sie sich über Funk“! Da wir hier nicht mithören können, ist die genaue Beobachtung des Schiffsverkehrs und eine weite Vorausschau nötig. Es sollten auf dieser Strecke nur rheinerfahrene und streckenkundige Steuerleute steuern. Buhnen und Bojen bilden zusätzliche Gefahrenpunkte. Die Außenkurven sollte man meiden, auch wenn dort die „bessere“ Strömung herrscht. Innenkurve fahren! Hier aber Vorsicht! Bei gutem Wasserstand nutzen unbeladene Bergfahrer oft die geringere Strömung in der Innenkurve aus und fahren sogar über Buhnen!
Zuständig für die Regelung der Schifffahrt im Oberrheinabschnitt zwischen km 170 bis 352,7 ist das WSA Oberrhein als übergeordnete Behörde.
Grundlegende Informationen für die Freizeitschifffahrt in diesem Rheinabschnitt sind unter
abgelegt.
Darunter auch ein Faltblatt
mit der Lage von Einsetzrampen auf dem Altarm-Abschnitt zwischen Märkt und Breisach.
Prinzipiell ist in diesem Rheinabschnitt mit Verweis auf die Verkehrswasserregelung das Schleusen für leichte Sport- und Freizeitboote untersagt. Für Ruderboote sind die Umtragewege auf Grund ihrer Länge und Gestaltung (Treppen, keine Bootswagen) nicht geeignet. Es wird daher empfohlen, eine Wanderfahrt bei den Betreibern der Schleusen Kembs bis Straßburg (Electricité de France EDF), Gambsheim (Voies navigables de France VNF) und Iffezheim (WSA Freiburg) per Post oder E-Mail einige Tage vorab anzukündigen, dies vor allem mit dem Argument, dass für schwer beladene Sport- und Freizeitboote ein Umtragen unzumutbar ist bzw. eine akute Gefahr für das Bootsmaterial beim Umtragen besteht. Rettungswesten, Bootshaken und lange Seile sind in jedem Fall vorzuweisen. Spätestens 30 Minuten vor jeder Schleuse sollte der Schleusenwärter angerufen werden.
4. Strecke Mannheim - Mainz
Wer gut bis und durch Mannheim gekommen ist, kann aufatmen. Die Strömung wird langsamer, ist aber immer noch respektabel. Der Strom wird breiter. Man hat genügend Platz zum Ausweichen. Der Strom ist überschaubar und weit. Es herrscht ein reger Schiffsverkehr. Manchmal kommen mehrere Schiffe hinter- und nebeneinander daher, dann ist wieder für längere Zeit Ruhe auf dem Strom.
5. Naturschutz, gesperrte Wasserflächen und Altwasser
In den letzten Jahren wurden die Naturschutzgebiete am Oberrhein ausgedehnt. Es konnte nicht festgestellt werden, ob die in der folgenden Beschreibung im einzelnen aufgeführten Altarme alle noch voll befahrbar sind. Es ist allerdings unmöglich, „aus Versehen“ in ein Naturschutzgebiet zu geraten. Die Zufahrten wurden meist verschlossen bzw. verbaut. Wenn also möglich, fahren Sie ruhig rein in die Altwasser und gehen Sie auf Entdeckungsreise. Die Altwasser sind sehr schön, ruhig und bieten Gelegenheit zum Rasten und Baden. Man kann sich dort erholen von den Anstrengungen draußen auf dem Hauptstrom und lernt eine ganz neue Seite des Rheins kennen.
6. Besondere Gefahren am Oberrhein
Neben dem starken Schiffsverkehr, der starken Strömung, den Buhnen und Bojen ist auf eine Besonderheit am Oberrhein hinzuweisen: Die „Dohlen“. Das sind Wasser-Auslässe aus dem Hauptstrom in die Altarme, die besonders zur Hochwasserentlastung des Stroms dienen. Diese „Dohlen“ sind Kiesaufschüttungen im Damm, die aber nicht ganz so hoch sind wie dieser, so daß hier gezielt bei einer bestimmten Hochwassermarke Wasser ablaufen kann. Manche dieser Überläufe sind auch ständig mehr oder weniger durchflossen. Wegbleiben!!! Wer in den Sog einer solchen „Dohle“ gerät, muß mit Bootsschäden oder Schlimmerem rechnen!!!