Bearbeiter: Ehlich, 27711 Osterholz-Scharmbeck
Die Hunte entspringt im Wiehengebirge südlich von dessen Hauptkamm nördlich von Melle (Landkreis Osnabrück) westlich des Weilers Hustädte beim Stadtteil Buer. Das Gebiet gehört zum Naturpark TERRA.vita.
In einem kurzen Durchbruchstal durchquert die Hunte den Kamm des Wiehengebirges zwischen dem Linner Berg (181 m) im Westen und dem Kleinen Kellenberg (161 m) und erreicht etwa 10 km von der Quelle die Norddeutsche Tiefebene. Bei der Burg Wittlage am Ostrand von Bad Essen wird sie unter dem Mittellandkanal hindurch geleitet. Ein Teil des Wassers wird auch in den Kanal eingespeist.
Im Moorgürtel fließt die Hunte durch Bohmte und dann in den Dümmer. Diesen verlässt sie mit zwei Hauptarmen, die sich in Diepholz wieder vereinen. Der westliche heißt Hunte, der östliche Lohne. Die nächsten Orte an der Hunte sind Drebber und Barnstorf. Dann tritt sie in die Wildeshauser Geest ein, wo sie Goldenstedt und Wildeshausen durchfließt und Dötlingen passiert. In nordwestlicher Richtung durchschneidet sie die landschaftlich reizvolle Niederung westlich der Osenberge – dieser Flussabschnitt gehört zu den schönsten und ökologisch bedeutendsten der Hunte.
Bei Wardenburg verlässt sie den Naturpark Wildeshauser Geest. Von links (Südwesten) mündet die Lethe ein, bevor die Hunte durch Oldenburg verläuft, wo von links (Westen) kommend die Haaren einfließt.
In Oldenburg trennt eine Schleuse den Küstenkanal von der Hunte. Die Schleuse wurde mit dem Bau des Küstenkanals von 1922 bis 1928 gebaut. Sie verfügt über eine Kammer, die 105 m lang und 12 m breit ist. Mit der Schleuse wird ein Höhenunterschied von bis zu 5,40 m überwunden.
In Oldenburg knickt die Hunte nach Nordosten ab und gelangt ins Marschland. Sie bildet hier die Grenze zwischen dem südöstlich gelegenen Stedingen und dem bis an den Jadebusen reichenden Stadland. Nördlich von Elsfleth mündet sie in die von Südosten kommende Weser. Durch Eindeichungen im Zusammenhang mit dem Bau des Huntesperrwerks ist Elsfleth aus einem Hafen am Weserarm Westergate zu einem Hafen an der Hunte geworden.
Die bisherige Entwicklung
Als größter Fluss im Oldenburger Land verbindet die Hunte unterschiedlichste Naturräume: Quelle und Oberlauf strömen den Nordrand des Wiehengebirges herab und der obere Mittellauf durchfließt träge die Diepholzer Moorniederung. Hier mündet der Fluß in den Dümmer und tritt an dessen Nordufer wieder aus. Der weitere Verlauf führt nun durch hügelige Geestbereiche bis vor die Tore Oldenburgs; schließlich tritt die Hunte in die Niederungsgebiete der Wesermarsch ein und mündet bei Elsfleth in die Weser.
Bereits um 1750 wurden an der Hunte erste Gehölzrückschnitte und Entfernung von Baumstämmen aus dem Gewässerlauf durchgeführt. Ab etwa 1800 erfolgten die ersten Begradigungen und die Anlage von Stauwehren, was im Laufe der Zeit zum Huntelauf führte, wie wir ihn heute kennen: Zwischen dem ersten Abschnitt im Wiehengebirge und Wildeshausen ist die Hunte vollständig begradigt, eingedeicht und durch Stauanlagen reguliert. Unterhalb von Oldenburg dient der Fluss als Wasserstraße. Ein letzter relativ naturnaher Abschnitt von sehr hoher ökologischer Bedeutung findet sich in den Geestbereichen nördlich von Wildeshausen.
Die Flussbegradigungen und die Wasserstandsregulierung durch Stauwehre oberhalb von Wildeshausen haben - im wörtlichen Sinne - tiefgreifende Auswirkungen auf diesen wertvollen Hunteabschnitt, die „Mittlere Hunte“.
- Erhöhung der Fließgeschwindigkeiten aufgrund der Flussbegradigungen
- Fehlender Kontakt zu den Geestkanten aufgrund der Begradigungen verhindert den Eintrag von Geschiebe durch Uferabbrüche
- Verfrühte Absetzung von natürlichen Sedimentfrachten aus dem Oberlauf durch die zahlreichen Staustufen
So hat sich die „Mittlere Hunte“ bis zu über zwei Metern tief ins Gelände eingefressen - aufgrund zu hoher Strömung und fehlender Geschiebefracht; manche Ackerflächen direkt an der Hunte müssen bereits im Frühsommer bewässert werden - obwohl sie natürlicherweise in der feuchten Talaue, im Überschwemmungsbereich der Hunte liegen!
Maßnahmen an der Mittleren Hunte
In den letzten 200 Jahren wurden etliche natürliche Hunteschleifen begradigt - mit extremen Folgen für die „Geschiebeführung“ des Gewässers (Karte: NLWKN)
Seit gut zehn Jahren gibt es Bemühungen, diesen Missstand zu beheben und gleichzeitig den für unsere Region einzigartigen ökologischen Wert der „Mittleren Hunte“ zu erhalten und zu erhöhen. Der Landkreis Oldenburg, der Niedersächsische Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz NLWKN, die Hunte Wasseracht und das Ingenieurbüro AG Tewes erarbeiten momentan detaillierte Konzepte zur Laufverlängerung und Wasserstandsanhebung in diesem Hunteabschnitt und bereits 1995 erfolgte ein erstes Pilotprojekt „Hunteschleife Dötlingen“.
Hier wurde der begradigte Lauf durch zwei neuangelegte Schleifen deutliche verlängert, wobei die Abschnitte des ursprünglichen Huntelaufes nun einseitig angeschlossene Altarme ergeben. die Folgen dieser Maßnahme werden seitdem über ein professionelles Monitoring beobachtet und man konnte feststellen:
Eine Senkung der Fließgeschwindigkeit
Eine leichte Anhöhung des mittleren Wasserstandes
Eine eigendynamische Ausbildung der Geschiebeverhältnisse (Prallhänge, Gleithänge, Sandaufwallungen, Abbrüche etc.)
eine überraschend schnelle Besiedelung der neuen Uferbreiche durch Gehölze aus der Umgebung
Man könnte sagen: Die Hunte hat diese Maßnahme dankend angenommen…!
Die Zukunft
Die erfolgreichen Konzepte - optimiert durch die gewonnenen Erfahrungen - sollen zukünftig auf andere Bereiche der „Mittleren Hunte“ umgesetzt werden. Eine so genannte „Dehland-Schleife“ ist in Planung und auch in der Nähe Wildeshausens bieten sich Flussbereiche an, die für eine Laufverlängerung geeignet sind.
Voraussetzung für solche Maßnahmen sind intensive Planungen, die neben der Hydraulik auch immer ökologische und ökonomische Interessen (beispielsweise den Hochwasserschutz für wirtschaftlich genutzte Flächen) berücksichtigen müssen. Um eventuellen Interessenskonflikten vorzubeugen, versucht der Landkreis Oldenburg bereits im Vorfeld, möglichst viele Flächen im Umfeld geplanter Maßnahmen in eigene Hand zu bekommen. So können Naturschutz und ökologisch sinnvolle extensive Nutzungsformen Vorrang in direkt an die Hunte angrenzenden Bereichen bekommen und dementsprechend entwickelt werden.
Langfristiges Ziel der Hunte-Renaturierung ist es, die biologische Durchgängigkeit von der Quelle bis zur Mündung wiederherzustellen. Erst dann können Fische und Kleintiere ihre ursprünglichen Lebensräume in den Nebengewässern und in allen Abschnitten der Hunte wiederbesiedeln…