Lindow

Der Heimatdichter Theodor Fontane führt in seinen „Wanderungen durch die Mark Brandenburg„ in die Geschichte der kleinen Stadt mit folgenden Worten ein:

„Unser Weg führt uns von Alt Ruppin auf Lindow zu. Die nur durch ihre Lage reizende Stadt kann uns durch ihre Straßen und Plätze nicht fesseln, aber Jenseits derselben, wo sich die Schmalung zwischen dem Gudelack- und dem Wutzsee wieder zu weiten beginnt, werden wir, nach rechts hin, ein Conglomerat von Häusern und Ruinen ansichtig, um welches sich eine niedrige Steinumwallung - die Einfriedung von Kloster Lindow - zieht“

Der Name „Lindow„ (Lindenaue) entstammt dem anhaltinischen Besitz der Grafen von Arnstein, aus der Gegend um Zerbst, wo sie ansässig waren. Lindow gehörte zum Besitz des Klosters und entwickelte sich im Laufe der Zeit zur Stadt mit Handwerk und Gewerbe.

Im 13. Jahrhundert wurde Lindow Sitz eines Nonnenklosters. Es war umgeben von mehreren kleinen Dörfern, welche zu dieser Zeit zum Besitz des Klosters gehörten. Nur 4 km entfernt von Lindow, auf dem ehemals slawisch besiedelten „de Gülen“, inmitten von Kiefernforsten, am Gudelacksee liegt das ehemalige Kirchdorf Gühlen, heute Ortsteil von Lindow. Das Kloster wurde von den ersten deutschen Herrschern des Ruppiner Landes, den Grafen von Arnstein, gegründet. Es gehörte dem Orden der Zisterzienser an. Eine Tafel an der Westpforte des Klosters weist auf die Geschichte hin. Die Existenz des Klosters beeinflusste auch die Ansiedlung auf diesem Fleckchen Erde, das ursprünglich slawisch besiedelt war. Der Alte Ortskern liegt auf der Landbrücke zwischen Gudelack- und Wutzsee.

Klosterruine aus dem 13. Jahrhundert

Das Jahr 1638 brachte in der Zeit des 30jährigen Krieges (16181648) das „Ausgeliefert sein„ der Stadt mit sich: Im Oktober 1638 zogen die kaiserlichen Truppen unter Graf Matthias von Gallas durch Lindow und vernichteten das Kloster und die Stadt. In Flammen gingen auch Dörfer der Umgebung auf. Mit dem Edikt von Potsdam im Jahre 1685 rief der Kurfürst von Brandenburg, Friedrich Wilhelm, Kolonisten aus dem Ausland in die Mark. Nach Lindow kamen 1690 unter anderem Bauern aus der Schweiz, die teils in Lindow, teils in der Umgebung angesiedelt wurden. Durch diese Siedler wurden auch einige neue Gewerke wie Schneider, Hutmacher und Kornhüter hier eingeführt.

Das 18. Jahrhundert brachte der Stadt Brände und Seuchen. Später dann aber auch eine Zunahme der Bevölkerung. Haupterwerbszweige wurden Ackerbau, Woll-Zeug-Fabrikation, Brauerei und Brennerei und die Kaufmannschaft.

Im Rahmen der verkehrsmäßigen Erschließung wurde 1895/1896 die Kleinbahnstrecke Löwenberg-Lindow erbaut und am 10. August 1896 eröffnet. Bald schon musste der Schienenstrang in Richtung Rheinsberg erweitert werden. Diese Strecke wurde am 18. Mai 1899 in Betrieb genommen.

Die Verbindungsstrecke zwischen Herzberg und Neuruppin entstand in den Jahren 1901-1902.

Wer sich mit Lindow's Vergangenheit beschäftigen möchte, sollte einen Besuch des kleinen Heimatmuseums neben der Museumsschänke nicht versäumen. Viele liebevoll gesammelte Exponate gewähren einen Einblick in frühere Zeiten.

Für Kinder und Erwachsene ist auch der Kleine Vogelpark, den man hinter dem Rathaus durch den Torbogen gehend erreicht, von Interesse. Neben heimischen Tieren sind dort auch einige Exoten zu bewundern.

Bis zum Jahre 1457 besaß die Stadt keine Eigene Kirche, denn für die damals geringe Einwohnerzahl war die Klosterkirche ausreichend. Erst nach dem Anwachsen der Bevölkerung wurde eine Kirche aus Feldsteinen mit einem Holzturm an der heutigen Stelle errichtet.

Nachdem das ganze Gebäude im Jahre 1746 ein Raub der Flammen wurde, konnte erst 1755 die Einweihung des neuen Gotteshauses erfolgen. Seitdem hat die Kirche ihre heutige Gestalt.

Der Erbauer war der königliche Landbaumeister Berger. Die Wetterfahne zeigt das Jahr der Grundsteinlegung 1751. Die Kirche weist eine interessante Besonderheit auf. Ihr Turm steht nicht, wie allgemein üblich auf der Westseite, sondern weist in Richtung Osten.

Historisch nicht sicher ist der Nachweis des Dorfes Klosterheide. Jedoch 1694 erfolgte auch hier die Ansiedlung von Schweizer Kolonisten. Kosterheides Reformierte Gemeinde wurde 1900 in Lindow eingekircht. Das Kleine Dörfchen beherbergte seit 1900 ein Genesungsheim der Charlottenburger Ortskrankenkasse, das nach 1945 als Heilstätte, bzw. orthopädische Klinik genutzt wurde.

Die Gründung des Ortes Schönberg stammt vermutlich aus dem 13. Jahrhundert. Das Kleine Dorf gehörte seit Mitte des 16. Jahrhunderts zum Kloster Lindow. Heute noch ist der Mittelpunkt dieses Straßendorfes eine Kleine Fachwerkkirche auf Backsteinsockel, die aus dem Jahr 1689 stammt. Ein barocker Hauptaltar schmückt die Kirche.

Am Ende des im Südosten Lindow's gelegene Vielitzsees befindet sich das Kleine Dorf Vielitz. Vielitz ist vermutlich eine slawische Siedlung. Aus dem 13. Jahrhundert ist die Dorfkirche im Feldsteinbau bekannt. Im 14. Jahrhundert tauchte der Familienname „Fielitz“ erstmals urkundlich auf. Im Oktober 1638 brandschatzten die Gallaschen Truppen auch dieses Dorf, und wüst Lag es bis zum Jahr 1691. Die neuen schweizerischen Siedler Bauten die aus dem Mittelalter stammende, zerstörte Kirche wieder auf. Ihr schlichtes Inneres fällt dem Besucher ins Auge.

Das Dorf Seebeck erhielt seinen Namen nach einem in den Vielitzsee fallenden Bach (Bäke-Bach). Als Ortsteil Seebecks gilt auch das 2 km entfernte Strubensee, das an einem kleinen malerischen See, dem Strubensee, liegt. Auf dem Wege zwischen Strubensee und Lindow kommt man an einem ehemaligen Landsitz vorbei, der unter dem Namen Schönbirken bekannt ist.

Mühlen:

Aus Lindow's Vergangenheit ist von drei Windmühlen und zwei Wassermühlen zu berichten. Die drei Windmühlen sind im Laufe der Zeit verschwunden. Nur eine der Wassermühlen, die Klostermühle, ist noch heute in Betrieb. Sie befindet sich in unmittelbarer Nähe des Klosters Lindow am Austritt des Fließes aus dem Wutzsee. Im Jahre 1846 brannte die Mühle nieder. Die Fassade wurde beim Wiederaufbau im alten Stil errichtet und steht heute unter Denkmalschutz. 1936 erfolgte die Umstellung auf elektrischen Betrieb.

Eine zweite Wassermühle, ebenfalls dem Kloster angehörend, stand am Fließ (heute Kanal genannt), das den Vielitz- mit dem Gudelacksee verbindet. Sie wurde nach den Namen ihrer damaligen Besitzer zunächst „Häringsmühle„ und später „Huth'sche Mühle“ genannt. Die Kramnitzmühle, die zu einem Restaurant und Hotel erweitert werden soll, befindet sich in der Gemeinde Klosterheide.

Mittagsberg:

Bezeichnung für die Anhöhe in der Gabelung der Kellerschen Chaussee mit dem grünen Weg. Früher war es üblich, den Landarbeitern auf den Außenschlägen das Mittagessen bis hierher zu bringen.

Schweizer Halbinsel:

Die Schweizer Halbinsel reicht bei Klosterheide in den Gudelacksee hinein. Dieses Gebiet wurde den Hugenotten (Schweizern), die in Klosterheide zuwanderten (12 Familien), als Acker überlassen.

Platz der Einheit:

Der frühere Name des vor dem Klostereingang gelegenen Platzes ist „Amtsfreiheit„. Auf diesem Platz wurden anfänglich Hugenotten angesiedelt, die aus Frankreich, der Schweiz und der Pfalz zugewandert waren. Sie waren von Abgaben an die Stadt befreit, daraus resultiert der Name des Platzes.

Heim Schönbirken:

Das Heim Schönbirken befindet sich am Weg nach Strubensee. Der Schauspieler Ralph Arthur Roberts baute ein dort befindliches altes Bauernhaus mit Mühle zu einer modernen Villa mit Gästeheim um.

Heute nutzt der Tannenhof e.V. dieses Anwesen zur Rehabilitation von alkoholkranken Menschen.

Eisenbahnlinien:

Löwenberg-Lindow:

- 1895/96 Errichtung der Linie - 10. B. 1896 Eröffnung

Lindow-Rheinsberg:

- 1897 faßte man den Beschluß über den Bau der Strecke - 1898/99 Zeitraum der Erbauung

- 18. 5. 1899 Inbetriebnahme

Herzberg-Neuruppin:

- 1901/02 erfolgte die Errichtung dieser Strecke - 1. 11. 1902 Einweihung

Gransee-Neuglobsow:

1929 erbaute man die Strecke Gransee-Neuglobsow mit Anschluß von Schulzendorf nach Lindow. Sie endete mit einem Nebengleis am Ufer des Gudelacksees. Somit konnten die Erzeugnisse der Ziegelei, welche sich auf der Insel im Gudelack befand, transportiert werden. 1945 wurde die Strecke Lindow-Schulzendorf demontiert, aber ihren Verlauf erkennt man noch heute.

http://www.amt-lindow-mark.de/