ehemalige Schweriner Regattastrecke , Anlagen mit dem zweiten Weltkrieg verloren gegangen, heute wegen Trinkwassergewinnung Befahren verboten
Der Text und die Bilder sind dem Buch
Rudersport in Schwerin – 1871 bis heute
von Hans-Jürgen Wüsthoff (Schweriner Rudergesellschaft) entnommen.
(ISBN-Nr. 3-937447-06-7 zum Preis von 25,50 € )
Die 19. Schweriner Ruderregatta fand am 20. Juli 1902 erstmalig auf dem Medeweger See statt die gerade Strecke hatte eine Gesamtlänge von 1960 Metern, die sechs Bahnen zuließ. Dieser See erwies sich in den Kommenden Jahren als ein wahrer Glücksgriff, denn durch seine topographisch günstige Lage war die Wasseroberflache relativ windgeschützt. Ziel, Sattelplatz und später Bootshaus lagen sehr dicht beieinander, so dass die Zuschauer das Treiben auf dem Sattelplatz unmittelbar miterleben konnten. Das Renngeschehen wurde nicht durch Fremdboote und deren Wellenbildung gestört. Problematisch war lediglich , dass die längeren Boote sofort nach Zieldurchlauf durch Versenken der Blätter im Wasser gestoppt werden mussten – ähnlich wie heute noch in Ratzeburg. Auch mit einem geeigneten Schiedsrichterboot hatte man viele Jahre Ärger, weil die geliehenen Boote einfach zu langsam waren. Erst 1908 konnte der Regatta-Verein ein eigenes schnelles Motorboot anschaffen, das dann den Ansprüchen genügte.
In der Erprobungsphase war die Regattaanlage noch sehr provisorisch. Die Brauereien stellten große Zelte zum Umkleiden zur Verfügung, das Zielgericht hatte sich auf einem erhöhten Podest etabliert, aber schon bald, begann man mit der Installation fester Anlagen. 1904 konnte das unter der Regie von Zimmermeister Lüders errichtete hölzerne Bootshaus in Dienst gestellt werden. Als äußerst günstig erwies sich die Anbindung an die Bahngleise der Strecke Schwerin – Rhena. Die Nebengleise der Deutschen Reichsbahn zum Signal- und Fernmeldeamt konnte man am Wochenenden der Regatta nutzen. Von Schwerin aus fuhren bis zu drei Sonderzüge zur Regattastrecke hin und zurück. Dänische Ruderer waren 1905 die ersten ausländischen Gäste. Als 1909 die Ruderer von „Duna“ Budepest folgten, wurde die Regattastrecke vorher modernisiert. Eine oberirdische Fernsprechleitung mit 3 Sprechstellen (Start – Mitte-Ziel) wurde ebenso installiert wie eine Signaleinrichtung, die die Startnummer der am Start befindlichen Boote und deren Durchlauf bei 1000 m anzeigte. Ein Jahr später wurde auch der Steg im Zielbereich vergrößert, so dass nunmehr zwei Achter zur gleichen Zeit anlegen konnten.
Nachdem für den Vorkriegssommer die Regatta am 18./19. Juli 1914 noch mit einer Rekordzahl ( 22 Vereine, 107 Boote, 537 Ruderer) zu Ende ging, folgte 14 Tage später der Beginn des 1. Weltkrieges und verhinderte bis 1918 die Durchführung von Regatten.
Die Wettkampfanlagen am Medeweger See waren in den Kriegsjahren dem Verfall preisgegeben und mussten 1919/20 erst wieder erneuert werden.
Die 33. Schweriner Ruderregatta konnte dann 1920 wieder auf dem Medeweger See abgehalten werden. Im Vorfeld gab es jedoch erhebliche Probleme in Bezug auf die Baulichkeiten und vor allem die Überquerung und die Nutzung des Schienenweges, die die Stadtverordnung zunächst dazu veranlasste die Durchführung der Regatta zu untersagen. Aber es konnten trotz allem 5.000 Zuschauer mobilisiert werden, deren Anzahl sich 1922 sogar auf 8000 erhöhte. Erstmalig nach dem Kriege waren F F IV. und Prinz Heinrich der Niederlande 1924 wieder Ehrengäste und überreichten den Siegern kostbare Preise.
1925 installierte man eine Stauanlage am Aubach, die den Wasserspiegel im Laufe des Jahres für die Landwirtschaft senkte und dann zusammen mit Hilfe des Pfaffenteichwehrs für die Regatta wieder anhob.
Die Deutschen Meisterschaften am 14. August 1927 waren das sportliche und gesellschaftliche Großereignis in Schwerin. Im Vorfeld wurde die Strecke durch Baggerarbeiten auf 200 m erweitert, es folgte die Installation einer Signaltafel, auf der man den Rennverlauf verfolgen konnte und es wurden Bahnmarkierungen am Ufer ausgelegt. 1927 ging es um Vorentscheide für die olympischen spiele 1928. Die Oberpostdirektion übertrug die Regatta über den NDR Hamburg.
Auf Bitte des Regatta-Vereins hin nahm Großherzog F F IV. 1933 das Patronat wieder auf.
Während der 50. Jubiläumsregatta war Reichsfachamtsleiter Pauli am 12. Juli 1937 anwesend.
Am 18. Juli 1943 fand die letzte und damit 56. Regatta auf dem Medeweger See statt. Die Stil- und Schlagzahlrennen fanden in der Schlossbucht und die Hauptrennen auf dem See statt. Es wurden bei den Männern noch Rennen vom Einer bis zum Achter ausgefahren.
Leider waren die Anlagen am Medeweger See durch die Kriegsereignisse demontiert und eine sofortige Instandsetzung nicht möglich. So fand am 29. Juni 1952 die Ruderregatta mit Sondergenehmigung wieder auf dem See statt. Inzwischen war aber der See als Trinkwasserreservior für die Stadt Schwerin ausgewiesen und somit für Sportveranstaltungen gesperrt. Mit dieser Regatta endeten entgültig die ruderischen Aktivitäten auf dem Medeweger See.
Bearbeiter: Dr. Wolfgang Krutzke, Koch-Gotha-Strasse 7, 18055 Rostock