Corvey (veraltet auch Korvey) ist eine ehemalige Benediktinerabtei in Höxter. Corvey war eines der bedeutendsten karolingischen Klöster, es verfügte über eine der wertvollsten Bibliotheken des Landes und zahlreiche Bischöfe gingen aus der Abtei hervor. Corvey hatte entscheidenden Anteil an den ersten Missionierungsversuchen in Skandinavien. Ansgar, der „Apostel des Nordens“, wurde hier erzogen.
König Ludwig der Fromme begründete im Jahre 815 auf Veranlassung seines Vaters Karls des Großen ein Kloster in Hethis, unweit Corveys, das von Benediktinermönchen aus Corbie an der Somme bezogen wurde, und nannte es Corbeia nova, neues Corbie. Diese verlegten den Sitz im Jahre 822 an die Stelle des heutigen Corvey, wo es sich im 9. und 10. Jahrhundert zu einem der bedeutendsten Zentren der christlichen Kultur Nordwesteuropas entwickelte. 823 wurde Ansgar (später Bischof von Hamburg-Bremen) als Lehrer und Prediger vom Mutterkloster Corbie nach Corvey entsandt. 942 bis 973 wirkte hier außerdem Widukind von Corvey, der unter anderem hier seine „Sachsengeschichte“ schuf. Die dreischiffige Basilika wurde 830 begonnen und 844 geweiht. 873–885 wurde das Westwerk nach dem Vorbild der Aachener Pfalzkapelle angeschlossen, heute nicht nur das älteste westfälische Baudenkmal und ehrfurchtsvoll das „Heiligtum“ Westfalens genannt, sondern das älteste erhaltene Westwerk überhaupt. Es war das größte Gebäude des norddeutschen Raumes seiner Zeit. Die dort vorhandenen Fresken aus dem 9. Jahrhundert zeigen antike Motive der Odyssee. König Ludwig der Deutsche (der dritte Sohn Ludwigs des Frommen) siegelte am 25. September 870 in seinem Palast zu Aachen eine Urkunde, in der er sein umfangreiches Hofgut Litzig („lizzicha“) bei Traben-Trarbach dem Kloster Corvey schenkte. 1152 ist es als „Liciacum“, 1156 als „Liciacus“, 1200 als „Lizeche“, 1296 als Lytzig, ab 1500 als Litzig erwähnt. Noch heute erinnert das „Corveyer Wäldchen“ im Trabener Stadtteil Litzig an diese Zeit.
Unter Abt Wibald von Stablo (1146–1158) wurde das Westwerk in seiner heutigen Form ausgebaut und das Kloster erlangte seine Reichsfreiheit. Es gelang ihm auch, ein kleines Territorium von 5 km² zu bilden, welches unmittelbar an das des Fürstbischofs von Paderborn angrenzte, in dessen Diözese es auch lag. 1500 kam Corvey zum Niederrheinisch-Westfälischen Reichskreis.
Im Dreißigjährigen Krieg wurde das Kloster zerstört und danach barock in seiner heutigen Form wieder aufgebaut. Der Brand vernichtete eine der bedeutendsten Bibliotheken der damaligen Welt.
Nach verschiedenen Vergleichen mit den umliegenden Herrschern und dem Bischof von Paderborn erlangte die Abtei 1779 die Erhebung in den Rang einer exemten Territorialabtei. In Gegenwart des Abtes beschloss der Konvent, dass der Gottesdienst, der stets sein benediktinisches Gepräge behalten hatte, auch nach einer Säkularisation der Abtei nicht verringert werden sollte, was für einen noch immer strengen klösterlichen Tagesablauf sprach. Für die Abhaltung der Gottesdienste wurden die Alumnen des 1786 eröffneten Priesterseminars herangezogen, da die meisten Mönche zu alt waren, um den ganzen Gottesdienst abhalten zu können. Zugleich wurde die Zahl der künftigen Domherren auf zwölf und deren Gehalt auf 500 Taler festgelegt. Auch wurde die Vita communis weitestgehend reformiert und die Klausur aufgehoben.
1788 richtete die Abtei ihren Säkularisierungsantrag an den Papst. Hierfür wurde besonders Ferdinand von Lüninck aktiv, der dafür mit einem Domkanonikat entlohnt wurde. Der Papst hob das Kloster 1792 auf und erhob sein Stiftsgebiet zum Bistum, welches lediglich 10 Pfarreien umfasste. Die Konventualen wurden nun zu Domherren erhoben, denen sich noch weitere Domizellare zugesellen sollten. Gleichzeitig erhielt die neue Kathedrale sechs Domvikare. Der Abt Theodor von Brabeck wurde nun Bischof und der Prior Domdechant. Die Kleidung und die Rechte wurden den übrigen deutschen Domkapiteln angeglichen. Im Jahr 1794 wurde die Urkunde durch den Kaiser ausgestellt und das neue Bistum, das lediglich das Gebiet des Hochstiftes umfasste, der Kirchenprovinz Mainz unterstellt. Auf Theodor von Brabeck folgte 1794 Ferdinand von Lüninck als Fürstbischof. Schon wenig später wurde 1803 das Fürstentum Corvey durch die Säkularisation aufgehoben, das Territorium fiel an die Grafen von Nassau-Dietz, die auch den Titel der Prinzen von Orange führten. Landesherr wurde Wilhelm V. von Oranien, ab 1806 Wilhelm Friedrich Prinz von Oranien-Nassau. 1807 wurde es Bestandteil des napoleonischen Königreiches Westphalen, anschließend 1815 endgültig preußisch. Das geistliche Bistum Corvey blieb bis zum Tode Ferdinand von Lünincks 1825 bestehen.
In Corvey befindet sich das Grab des Dichters Hoffmann von Fallersleben, der als Bibliothekar die Fürstliche Bibliothek Corvey des Herzogs von Ratibor und Fürsten von Corvey mit etwa 74.000 Bänden betreute.
Die Herzöge von Ratibor (Haus Hohenlohe) sind bis heute Eigentümer von Schloss Corvey und der darin befindlichen Fürstlichen Bibliothek Corvey. Derzeit ist der österreichische Staatsbürger Franz-Albrecht Metternich-Sandor Fürst von Corvey.