1979 wies die UNESCO das Naturschutzgebiet Steckby-Lödderitzer Forst, neben dem Vessertal, als eines der ersten beiden Biosphärenreservate in Deutschland aus. 1988 wurde das Reservat um die Dessau-Wörlitzer Kulturlandschaft erweitert. Durch die Einbeziehung weiterer Bereiche wurde 1990 das Biosphärenreservat Mittlere Elbe geschaffen. Das Gebiet des Reservates war rund 43 000 Hektar groß. Durch die Erklärung zum Biosphärenreservat Mittelelbe am 20. März 2006 und eines umfassenden Anhörungsverfahrens in der Region, wurde die Fläche auf 125.743 Hektar fast verdreifacht. Somit hat das Land Sachsen-Anhalt den größten Teil des länderübergreifenden Biosphärenreservates. Mit der Anerkennung der Flusslandschaft Elbe 1997 ist ein erweitertes UNESCO-Biosphärenreservat entstanden. Die Erweiterung schließt Flächen der Länder Sachsen-Anhalt, Brandenburg, Niedersachsen, Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein ein. Mittelelbe ist der sachsen-anhaltische Teilbereich dieses größten deutschen Biosphärenreservates, der zentrale Verwaltungssitz ist die Kapenmühle, zwischen Dessau und Oranienbaum. Neben einer Verwaltungsstelle im historischen Reservatskerngebiet, in Steckby, gibt es nunmehr eine Außenstelle Nord in Arneburg. Damit wurden Strukturen geschaffen, die ein effizientes und - trotz der langgestreckten Reservatsfläche - ein ortsnahes Gebietsmanagement ermöglichen. Die Biosphärenreservatsverwaltung ist Landesreferenzstelle für den Biberschutz und damit kompetenter Ansprechpartner zu Biberthemen und auch zu möglichen Mensch-Biber-Konflikten in der Kulturlandschaft.
Pflanzen und Tiere der Aue
Auen sind Gebiete, in denen zu bestimmten Zeiten eine flächenhafte Überflutung eintritt. Sie sind dem Wechsel von Hoch- und Niedrigwasser unterworfen. In unserem Gebiet blieben die größten zusammenhängenden Hartholzauenwälder Mitteleuropas erhalten. Die Pflanzen- und Tierwelt der Auen ist den wechselnden Wasserständen angepasst. In den häufiger und länger überfluteten Weichholzauen dominieren Weiden, die durch ihre Elastizität dem strömenden Wasser widerstehen können. In der seltener und kürzer überfluteten Hartholzaue dominieren Stieleichen, Feldulmen und Feldahorn. Durch Deich- und Flussausbau sind die Auen und ihre Wälder stark zurückgedrängt worden. Mehr als dreiviertel des Auenwaldes an der Elbe befinden sich im Biosphärenreservat. Der vielgestaltige Lebensraum ermöglicht zahlreichen Pflanzen- und Tierarten ihre Existenz. Insgesamt sind über 1.000 verschiedene Pflanzenarten registriert worden. Die Pflanzenwelt des Biosphärenreservates ist geprägt von den weiten Auenwäldern, den Auenwiesen, der Wasser- und Sumpfvegetation der Altwässer, der Ufervegetation der Flüsse sowie den Trocken- und Magerrasen der Dünen. Ebenso mannigfaltig ist die Tierwelt. Über 40 Säugetierarten sind nachgewiesen. Von der Gruppe der Wirbellosen fallen besonders die mit über 500 Arten nachgewiesenen Schmetterlinge auf. Die Libellen sind mit etwa 50 Arten vertreten. 132 Bienenarten wurden nachgewiesen. Mindestens 30 Arten Laufkäfer, 25 Arten Marienkäfer, 28 Ameisen- und 50 verschiedene Weichtierarten finden hier Lebensraum. Die Auenlandschaft ist ein idealer Lebensraum für die artenreiche Vogelwelt. Neben über 150 Brutvogelarten finden wenigstens 100 weitere Vogelarten hier ein Rast-, Nahrungs- und Überwinterungsgebiet. Der Elbebiber - dem Aussterben nahe gewesen - fand nach dem zweiten Weltkrieg hier sein letztes Rückzugsgebiet. Der Bestand konnte sich inzwischen auf etwa 1200 Tiere im Biosphärenreservat erholen.