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Informationen zur Stadtschleuse Templin

Die Schleuse Templin befindet sich im Nordosten des Landes Brandenburg und ist Teil des Bundeswasserstraßennetzes der Oberen Havel-Wasserstraße. Erbaut wurde die Anlage 1894/95 für den Schiffstyp Finowmaßkahn (l = 40,20 m; b = 4,60 m; t = 1,60 m). Die Schleusenanlage wird von einer Brücke gekreuzt, welche große Teile der Kammer überspannt. Seit dem Bau der Brücke 1959 wurden Schäden dokumentiert, wobei sich der Zustand der Anlage kontinuierlich verschlechterte. Dies führte schließlich dazu, dass die Schleuse am 31.05.1988 für den allgemeinen Verkehr gesperrt wurde. Nach umfangreichen Variantenuntersuchungen wurde festgelegt, den Ersatzneubau am Standort der vorhandenen Schleuse durchzuführen. Die Bauarbeiten für den Ersatzneubau wurden am 23.02.2004 begonnen. Die neue Schleuse wurde am 08.09.2005 dem Verkehr übergeben.

Der Wassertourismus entwickelt sich in der Region Nordbrandenburg und Südmecklenburg-Vorpommern, bei einer Arbeitslosenquote von mehr als 25 %, zunehmend zum wichtigsten Hoffnungsträger für mehr Arbeitsplätze in der Region. Verkehrsstatistiken ergeben, dass für Sportbootschleusen im Bereich der oberen Havel anhaltend stabile Wachstumsquoten zwischen 3 % und 5 % pro Jahr erreicht werden. An den hochfrequentierten Schleusen sind die Grenzen der Leistungsfähigkeit inzwischen nahezu erreicht. Dadurch müssen in den Sommermonaten bereits mehrstündige Wartezeiten in Kauf genommen werden. In der Saison 2004 wurde ein neuer Wachstumsschub erwartet. Im Dezember 2003 wurde die so genannte Charterscheinregelung gemäß Sportbootvermietungsverordnung, nach dreijähriger Testphase, auf Dauer eingeführt. Gleichzeitig wurden die Reviere für das Fahren mit einem Charterschein deutlich erweitert. Unter anderem kann seit 2004 auch die Müritz, unter Auflagen, ohne Führerschein und ohne Lotsenpflicht überquert werden. Damit wurde eine der wichtigsten Forderungen der Charterbootunternehmen erfüllt, um künftig so genannte One-Way-Touren für Charterboottouristen (ohne Sportbootführerschein) anbieten zu können (z. B. Anmietung eines Bootes in Schwerin und Rückgabe in Fürstenberg). Der Region Nordbrandenburg und Südmecklenburg-Vorpommern kann damit endgültig der Durchbruch zum einem der größten und attraktivsten Binnenwassertourismusreviere in Europa gelingen. Das WSA Eberswalde erwartet durch die neuen Regelungen zum einen eine Entflechtung des Verkehrs mit einer Entlastung der hochfrequentierten Schleusen an der Müritz-Havel-Wasserstraße und eine stärkere Verlagerung des Verkehrs in die zurzeit noch weniger stark frequentierten Randbereiche des Charterscheinreviers, insbesondere entlang der Oberen Havel-Wasserstraße. Dadurch ergeben sich neue Entwicklungschancen für touristische Anziehungspunkte wie z. B. rund um die Städte Neustrelitz, Rheinsberg, Fürstenberg, Lychen, Templin und Zehdenick.

Die Anlage der Schleuse Templin liegt auf dem Territorium der Stadt Templin, unmittelbar vor deren historischer Stadtmauer. Das oberwasserseitig gelegene Templiner Seenkreuz umfasst insgesamt sechs Seen mit einer Gesamtfläche von 599 ha. Das Stadtzentrum von Templin mit seiner Infrastruktur und den touristischen Angeboten ist vom Stadtsee aus fußläufig zu erreichen. Weitere touristische Attraktionen wie z. B. die Therme Templin oder die Westernstadt Silver Lake City machen Templin zu einem interessanten Anziehungspunkt gerade auch für den Wassertourismus. Im Wassersportentwicklungsplan des Landes Brandenburg ist die Verbindung von der Havel bis in das Templiner Seenkreuz als Wasserwanderroute 5 ausgewiesen. Aus landesplanerischer Sicht gehört Templin damit zu den bevorzugten Gebieten für den Wassersport. Unter Berücksichtigung der Nachfragepotenziale und Einzugsbereiche wird erwartet, dass mindestens 8.000 Sportboote pro Jahr das Templiner Seenkreuz und somit die touristischen Infrastruktureinrichtungen der Stadt und deren Umfeld besuchen werden. Die vergleichbare Schleuse Himmelpfort an den benachbarten Lychener Gewässern verzeichnete in den letzten Jahren einen stetigen Verkehrszuwachs von rund 4-% pro Jahr und im Jahr 2003 rund 16.000 geschleuste Wasserfahrzeuge. Die Wirtschaftlichkeit des Ersatzneubaus der Schleuse Templin wurde mit einem Nutzen-Kosten-Verhältnis von 2,6 für den Bund nachgewiesen. Obwohl auf den Bundeswasserstraßen zwischen dem Oder-Havel-Kanal und der Müritz praktisch kein Güterverkehr mehr stattfindet, haben diese Wasserstraßen eine unverzichtbare Bedeutung für den Bund. Mittels Freispiegelüberleitung von Wasser aus der Müritz und aus den großen Retentionsräumen der Müritz-Havel- und der Oberen Havel-Wasserstraße erfolgt die Wasserbewirtschaftung der Havel-Oder-Wasserstraße bis heute ohne Pumpwerke. Dadurch konnten auch während der außergewöhnlich lang anhaltenden Trockenheitsperiode im Jahr 2003 stabile und gute Fahrwasserverhältnisse auf der wichtigen Verkehrsmagistrale zwischen Berlin und Szczecin angeboten werden. Trotz fast dreimonatiger Schifffahrtssperre im Frühjahr infolge Eis und einer seit Mitte Mai praktisch zum Erliegen gekommenen Oderschifffahrt verzeichnete die Havel-Oder-Wasserstraße im Jahr 2003 wieder einen Verkehrszuwachs von bis zu 22% (Schiffshebewerk Niederfinow) im Vergleich zum Vorjahr. Mit dem Ersatzneubau der Schleuse Templin setzte der Bund erneut ein Zeichen dafür, dass das zur Bewirtschaftung der Hauptwasserstraßen erforderliche Know-How der Wasser- und Schifffahrtsverwaltung gewinnbringend auch für die multifunktionale Nutzung der Nebenwasserstraßen eingesetzt werden kann.

http://www.wsa-eberswalde.de/

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