Die Stadt Dömitz an der Elbe ist der südlichste Ort in Mecklenburg-Vorpommern und liegt im Naturpark Mecklenburgisches Elbetal, in der Nähe des Dreiländerecks von Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen und Brandenburg sowie am südlichen Rand der Griesen Gegend. Dömitz ist der Endpunkt der Müritz-Elde-Wasserstraße (MEW), die die Elbe mit der oberen Havel verbindet. Innerhalb des Stadtgebiets überquert der Eldekanal, als letztes Teilstück der MEW, die Löcknitz. Die Stadt liegt in einer weitgehend naturbelassenen Umgebung. Bemerkenswert ist die Binnenwanderdüne im Ortsteil Klein Schmölen.
Wegen der häufigen Überschwemmungen durch die Elbe und der schlechten Böden erfolgte eine sehr späte Besiedlung. Für 1235 gibt es Belege für eine westlich des Ortes auf einer Elbinsel gelegenen Burg. Ihre kreisrunde Anlage lässt vermuten, dass hier schon eine Befestigung aus slawischer Zeit vorhanden war. 1237 gab es eine Elbzollstelle des Grafen von Dannenberg. Eine erste Erwähnung von Dömitz als Stadt (civitas) existiert aus dem Jahre 1259. Das Stadtrecht wurde auch von den Grafen von Dannenberg verliehen. (Beleg dafür ist erst eine Urkunde von 1505.) Ab 1291 wechselten mehrfach die Besitzer der Stadt, bis Dömitz 1376 endgültig an Mecklenburg fällt. Die Burg wurde wegen von ihr ausgehenden Raubzügen 1353 gebrochen, bestimmte aber weiterhin die Bedeutung der Stadt. 1554-1565 wurde diese unter Herzog Johann Albrecht I. zur Festung ausgebaut. Wegen der Festung litt Dömitz in der Folgezeit mehrfach unter kriegerischen Auseinandersetzungen. So kamen 1620 im Dreißigjährigen Krieg englische Truppen in die Stadt und 1627 wurde sie von Wallenstein besetzt. Während des weiteren Kriegsverlaufes wurde Dömitz wechselnd von schwedischen und kaiserlichen Truppen eingenommen.
1719 bis 1747 verlegte Herzog Karl Leopold seinen Regierungssitz nach Dömitz, wo er 1747 verstarb. Danach verloren die Stadt und die Festung an Bedeutung, bis am 15. Mai 1809 Ferdinand von Schill auf seinem Marsch nach Stralsund, verfolgt von holländischen und französischen Truppen, die Festung einnahm. Bei der Einnahme der Festung nach Abzug Schills wurde die Stadt in Brand geschossen. 1813 zog das Lützowsche Korps in Dömitz ein.
1839-1840 verbüßte der niederdeutsche Dichter Fritz Reuter hier das letzte Jahr seiner Festungshaft. Er beschrieb diese in seinem Buch „Ut mine Festungstied“ („Aus meiner Festungszeit“). 1870-1872 wurde im Zuge des Eisenbahnbaus zwischen Wittenberge und Lüneburg, später auch Lübtheen und Ludwigslust eine Elbbrücke errichtet. Dömitz wurde damit wichtiger Eisenbahnknotenpunkt. 1888 erlitt die Stadt durch ein Elbhochwasser schwere Schäden. 1894 erfolgte die Aufhebung der Festung.
Um 1900 hatte sich der Hafen zu einem der wichtigsten Umschlagplätze an der Elbe zwischen Hamburg und Magdeburg entwickelt, ebenfalls wurde die Müritz-Elde-Wasserstraße mit Schleusenanlage zum Elbhafen errichtet. Diese guten Verkehrsanbindungen führten zu größeren Industrieansiedlungen, wie dem Dynamitwerk am südlichen Stadtrand. 1934-1936 wurde eine Straßenbrücke nach Niedersachsen gebaut. In den letzten Kriegstagen 1945 wurden beide Brücken zerstört.
Während der Zeit der DDR litt Dömitz durch seine Grenznähe zeitweilig unter den Restriktionen durch das Sperrgebiet der innerdeutschen Grenze, welche erst in den 1970er Jahren nach umfangreichem Ausbau der Grenzsicherungsanlagen gelockert wurden. Mehrere Industriebetriebe wurden in Dömitz angesiedelt, wie das Werk für elektronische Bauelemente (Stammsitz in Teltow) oder das aus einem privatisiertem Kleinbetrieb entstandene Rundstab- und Sportgerätewerk.
Nach der politischen Wende wurde 1992 die Elbbrücke neu errichtet und ab 1991 der historische Stadtkern und die Festung im Rahmen der Städtebauförderung gründlich saniert.
Die Eisenbahnbrücke in Dömitz
Das größte Projekt in der Eisenbahnstrecke Berlin- Wittenberge- Dömitz- Dannenberg- Lüneburg- Hamburg war die Eisenbahnstrecke bei Dömitz. Die Brücke und die Strecke wurden unter Leitung von Friedrich Neuhaus erbaut. Der Geheime Regierungsbaurat Friedrich Neuhaus, dessen 200. Geburtstag sich am 20.09.1997 jährte, war bis zu seinem Tode Betriebsdirektor und Vorsitzender der Hamburg- Berliner- Eisenbahngesellschaft.
Der erste Spatenstich zum Bau der Brücke wurde am 08.09.1870 ausgeführt. Die Brücke hatte eine Gesamtlänge von 1.050 Metern. An der Westseite besaß sie 16 und an der Ostseite 4 Pfeiler. Sie wurden durch Fachwerkträger aus genietetem Stahl mit 33,89 Metern Stützweite überbrückt. An der Ostseite befand sich zwischen den Brückenjochen noch eine zweiarmige Drehbrücke mit 2 x 19,15 Metern Stützweite. Von den vier über den Strom liegenden großen Brückenjochen hatte jeder die Spannweite von 67,79 Metern. Ein auf Konsolen angebrachter Fußgängerweg war auf der rechten Seite der Brückenbögen vorhanden.
An jedem Brückenende befand sich ein wehrhaft ausgebautes Brückenhaus. Starke Türme mit Zinnenkranz und Schießscharten standen beiderseits der Gleise. Im Erdgeschoss und Fundamentbereich lagen Gewölbe in kasemattenähnlicher Form. Beide Brückenhäuser sollten im Kriegsfall gute Verteidigungsmöglichkeiten für die Brücke geben. Der wehrhafte Ausbau der Brückenhäuser und die Nähe zur Dömitzer Festung, die zur Bauzeit der Brücke noch militärisches Objekt und Standort eines mecklenburgischen Regimentes war, sind Hinweise auf die wichtige strategische Lage und Funktion der Dömitzer Eisenbahnbrücke.
Im August 1873 war der Bau der Eisenbahnbrücke beendet und in der Dömitzer Stadtchronik finden wir die Eintragung: ,,Am 29.8.1873 das letzte Niet in die stählernen Gurdbögen eingeschlagen.“ Am 18. Dezember 1873 beführ der erste Personenzug die neue Brücke. Die Eisenbahnbrücke wurde zweigleisig gebaut. Beide Gleise lagen schon bei der Einweihung, nachweislich aber im Jahr 1877, vom Bahnhof Dömitz bis zum Ende der Brücke in Richtung Lüneburg. Beide Gleise wurden im Rechtsverkehr befahren.
Da aber die Länge dieses zweigleisigen Abschnittes unter dem eines Blockabstandes lag, durfte aus Sicherheitsgründen nur ein Zug die Brücke befahren. 78 Jahre stand die Brücke und war ein wichtiger und viel genutzter Bestandteil der Eisenbahnverbindungen in Norddeutschland. Für die Dömitzer und die Besucher der Stadt war der Anblick der Elbniederung mit der sich weit über den Strom spannenden Elbbrücken ein eindrucksvolles Erlebnis. Dieses endete schlagartig am 20. April 1945 als die Brücke durch einen Angriff alliierter Bomber zerstört wurde.
Die unterschiedliche politische Entwicklung in Deutschland nach dem zweiten Weltkrieg und die Errichtung der innerdeutschen Grenze im August 1961 verhinderten einen Wiederaufbau der zerstörten Elbebrücken bei Dömitz. Als Mahnmale für die Zerstörungen des Krieges und als Symbol für die deutsche Teilung standen die Brückenruinen mehr als vierzig Jahre an den Ufern der Elbe.
Nach dem Bau der neuen Elbestraßenbrücke 1991/92 wurden und werden die Stimmen immer lauter, die auch einen Wiederaufbau der Eisenbahnbrücke fordern. Mit Pressebeiträgen oder durch Aktionen von Vereinen wird immer wieder deutlich auf die Bedeutung der Bahnstrecke und die Wichtigkeit der Eisenbahnbrücke hingewiesen. Der noch erhaltene Brückenkopf ist ein lohnendes Ausflugsziel und sehenswertes Bauwerk der Industrie- und Verkehrsgeschichte in Norddeutschland.