Amt Neuhaus
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Biosphärenreservat Niedersächsische Elbtalaue
Die Gemeinde Amt Neuhaus ist mit 236,98 qkm flächendeckend im Biosphärenreservat Niedersächsische Elbtalaue.
Hoch- und Niedrigwasser, überflutete Wiesen und weiße Sandufer prägen das Bild der Elbe im Wechsel der Jahreszeiten. Eingebettet in dieses naturnahe Panorama ist die durch historische Nutzungsformen geprägte Kulturlandschaft.
Die Elbtalaue ist eines der bedeutendsten Vogelbrut- und Rastgebiete Niedersachsens.
Rund 150 Arten brüten hier, darunter so hochgradig gefährdete wie der Weißstorch. Für weitere 100 Gastvogelarten bieten sich im Winterhalbjahr sehr gute Rast- und Nahrungsmöglichkeiten. Hervorzuheben sind besonders die nordischen Gastvögel und Schwäne, deren Winterbestände von internationaler Bedeutung sind.
Zu den Attraktionen im Biosphärenreservat gehört heute der Weißstorch, denn kaum ein Dorf an der Elbe ist ohne Storchennest. Etwa jeder dritte Storch in Niedersachsen ist hier beheimatet.
Auf den Wiesen ist Meister Adebar bei der Futtersuche ein gewohntes Bild. Dank des reichhaltigen Nahrungsangebotes, das Voraussetzung für eine erfolgreiche Jungenaufzucht ist, sind im Elbetal Brutdichte und Bruterfolg der Weißstörche höher als im Landesdurchschnitt. Mehr als 100 Storchenpaare ziehen hier durchschnittlich 2 bis 3 Junge groß – mit steigender Tendenz.
Während Weißstorch, Graureiher, Brachvogel und Kiebitz und am Himmel kreisende Rotmilane das Bild der Offenlandschaft mit prägen, beleben Neuntöter und Sperbergrasmücke die zahlreichen Feldhecken. Die Dünen dagegen sind Lebensraum von Heidelerche und Ziegenmelker.
Im Winterhalbjahr bestimmen die in großen Schwärmen einfliegenden Gastvögel das Bild des Elbetals. Es ist ein eindrucksvolles Naturschauspiel, Tausende von Saat- und Blässgänse, Sing- und Zwergschwänen gegen den rot gefärbten Abendhimmel an den Schlafplätzen an der Elbe einfallen zu sehen und den vielfältigen Stimmen zu lauschen. Von den im Jahresdurchschnitt mehr als 140.000 als Gastvögel gezählten Saat- und Blässgänsen in Niedersachsen halten sich alleine 70.000 im niedersächsischen Elbetal auf. In einzelnen Jahren kann ihre Zahl jedoch deutlich über 100 000 liegen. Auch Seeadler auf Beutejagd sind nicht selten zu beobachten und Gäste aus der Tundra wie Rauhfußbussard und Kornweihe jagen auf den weiten Wiesenflächen.
Weitere Gastvögel sind Kraniche auf dem Frühjahrs- und Herbstzug, Hunderte von Gänse- und Zwergsägern sowie Pfeifenten im Winter sowie Tausende von Enten auf dem Frühjahrszug wie Stock-, Pfeif-, Krick-, Löffel-, Spieß- und Schnatterente.
In der Elbtalaue hat auch der Fischotter den Schwerpunkt seines Vorkommens in Niedersachsen. Im Grabensystem der Marschen, an den Nebenflüssen und dem Elbstrom wurde er vielerorts nachgewiesen. Dennoch bekommt man diesen nachtaktiven, hervorragend schwimmenden und tauchenden Wassermarder selten zu Gesicht.
Bemerkenswert sind außerdem in der Elbtalaue hohe Bestände von Schwarz- und Schalenwild. Wintersprünge von Rehen von mehr als 25 Stück sind keine Seltenheit. Häufig kann man auf den Wiesen Feldhasen und Füchse bei der Mäusejagd beobachten.
Als Fledermausarten sind Vorkommen des Abendseglers und des Große Mausohrs zu nennen. Ihr Lebensraum sind halboffene, strukturreiche Landschaften, in denen ein reiches Nahrungsangebot an großen Fluginsekten vorhanden ist. Das Großen Mausohrs kann auch große Laufkäfer oder Heuschrecken am Boden erbeuten.
Große Teile des Biosphärenreservats genießen einen besonderen Schutz. Dadurch können viele seltene Pflanzen- und Pflanzenarten und in Deutschland rar gewordene Biotope wie zum Beispiel Feuchtwiesen, Sümpfe, Auwälder und Binnendünen bewahrt werden. Die Verwaltung des Biosphärenreservates kümmert sich zusammen mit den Landkreisen und Verbänden um den Schutz von Arten sowie die Pflege und Entwicklung von seltenen Biotopen.
Der Schatz an der Sude
Naturschutz und Landwirtschaft wollen gemeinsam seltene Pflanzen erhalten
Spießblättriges Helmkraut, Sumpf-Brenndolde, Moor-Veilchen und Natternzunge: Was so ein bisschen nach gruseligen Moormärchen klingt, sind in Wirklichkeit schöne und seltene Pflanzen, die sich auf einer Stromtalwiese vereinigen. Diese nach der Brenndolde benannten Wiesen in den Flussniederungen sind sehr selten geworden. An der Sude konnte glücklicherweise solch eine Wiese entdeckt werden. Um sie zu erhalten, haben Eigentümer, Flächennutzer und Biosphärenreservatsverwaltung gemeinsam ein besonderes Nutzungskonzept erarbeitet. Der erste Teil der Maßnahme, ein stabiler Schutzzaun, wurde im Juni 2006 fertig gestellt.
Entdeckt wurde der kleine Schatz von der Landespflegerin Ortrun Schwarzer im Rahmen von Kartierungsarbeiten westlich von Sückau direkt an der Sude. Die Flächen gehören zum Projekt-Gebiet Sudewiesen der „The Stork Foundation“, die in der Sudeniederung den Lebensraum für den Storch erhalten möchte. Zu diesem Zweck hat sie zahlreiche Flächen erworben und verpachtet sie zur extensiven Nutzung an Landwirte weiter. Die Auerochsen und Konik-Pferde des Landwirts Hans-Jürgen Niederhoff aus Dellien „arbeiten“ dort als Landschaftspfleger.
Stromtalwiesen entstehen dort, wo Böden regelmäßig überschwemmt werden und der Mensch sie erst spät im Jahr nutzen kann. Die Mahd ist für den Erhalt der Pflanzen notwendig. Das späte Mahdgut wurde früher als Einstreu für die Ställe genutzt. Da die Fläche in der Sudeniederung seit vielen Jahren nicht mehr genutzt wurde, besteht nun die Gefahr, dass die seltenen Pflanzen ganz verschwinden. Deshalb trugen alle Beteiligten ihr umfangreiches Fachwissen zusammen und stimmten so die beste Nutzung für die Fläche ab. Um Trittschäden durch Rinder zu vermeiden, ist die Fläche eingezäunt worden.
Die Mitarbeiter der Biosphärenreservatsverwaltung organisierten das Material für den Zaunbau und bauten den 750 m langen Zaun auf. „The Stork Foundation“ stellte die Fläche zur Verfügung und Landwirt Niederhoff wird sie mähen und die Mahd im Winter an die Auerochsen verfüttern. Jetzt bleibt mit Spannung zu beobachten, wie sich die seltenen Pflanzen unter dieser gezielten Pflege entwickeln.