Naturpark Westhavelland

http://www.mluv.brandenburg.de/cms/detail.php/lbm1.c.331874.de

Eingebettet in die Niederung der Unteren Havel an der Grenze zu Sachsen Anhalt und nur ca. 70 Kilometer westlich von Berlin gelegen, erstreckt sich das umfangreichste Großschutzgebiet Brandenburgs auf 1.315 Quadratkilometer. Der Naturpark Westhavelland wird durch die kleinen Städtchen Neustadt/Dosse im Norden, Pritzerbe im Süden und Friesack im Osten begrenzt und schließt an das länderübergreifende Biosphärenreservat Mittelelbe an. Der Naturpark zeichnet sich durch seine hohe ökologische Wertigkeit aus. Die hydrologischen, geologischen und soziologischen Verhältnisse des Gebietes sind spezifisch und prägen den Naturpark maßgeblich.

Die Besonderheiten

Untere Havelniederung ist bedeutendster Retentionsraum für die Elbe

größtes mitteleuropäisches Rast- und Brutgebiet für Wat- und Wasservögel im Binnenland

Landschaft weitgehend unzerschnitten und dünn besiedelt

Havel ist bedeutendster aquatischer Biotopverbund Brandenburgs

Die Entwicklungsziele

Erhalt der Feuchtgebiete der Unteren Havelniederung

Erreichung guter ökologischer Zustand in den Flüssen

Entwicklung einer harmonischen Kulturlandschaft

Sicherung der Biodiversität

Aufbau eines naturorientierten und naturverträglichen Tourismus

Aufbau einer leistungsfähigen Besucherinformation und -lenkung

Kilometerbreite Urstromtäler mit großen Sumpfgebieten und Mooren tragen dafür Sorge, dass fast die Hälfte der Naturparkfläche als nass eingestuft werden muss. Knapp ein Drittel ist als armer, aber grundwassernaher Talsand nass bis feucht. Einen ebenso großen Bereich nehmen grundwasserferne und nur bedingt landwirtschaftlich nutzbare Dünen und Sanderflächen ein.

Mit einer überwiegenden Grünlandnutzung in den Niederungen und Acker/Forsten auf den Talsanden und Moränenstandorten hat sich großflächig eine angepasste Struktur der Landnutzung erhalten. Bewirtschaftungsintensitäten und -formen erfuhren dagegen Veränderungen, die zu dramatischen Störungen im Naturhaushalt und der Artenvielfalt führten. Auf Grund der komplizierten hydrologischen und standörtlichen Bedingungen konnten sich jedoch bis heute Reste der beeindruckenden und charakteristischen Lebensräume und Artengemeinschaften erhalten.

Dazu gehören die Havel und andere Fließgewässer mit zum Teil noch naturnahem Verlauf und Strukturen. Hier finden Biber und Fischotter aber auch anspruchsvolle Fischarten noch geeignete Lebensräume. Die flachen und heute sehr nährstoffreichen Havelseen mit ihrer typischen Uferzonierung aus Schwimmblatt- und Rohrichtgesellschaften sind überregional bedeutsame Rast- und Brutgebiete für Wasser- und Röhrichtvögel. In den periodisch überfluteten Auen- und Luchwiesen finden sich seltene und ausgesprochen artenreiche Pflanzengesellschaften wie die Brenndoldenwiesen oder Mageren Flachlandmähwiesen. Auch der seltene Lungenenzian ist an einigen Standorten noch zu finden.

Überraschender Gegensatz in direkter Nachbarschaft sind mit knorrigen Kiefern oder Trockenrasen bewachsene Dünen. Auf engstem Raum wachsen hier Arten der Steppen neben solchen der Moore und Niederungen . Ausgedehnte Erlen- und Birkenbruchwälder stocken in den Niederungen auf sehr nassen Standorten. Vor allem der Kranich findet hier verborgene und gut geschützte Brutstätten. Auf sand- und tonunterlagerten trockneren Standorten wachsen alte Eichenwälder mit einer interessanten Krautschicht und reichhaltigen Tierwelt. Die vielfältige und eng verzahnte Naturausstattung des Westhavellandes ist die Grundlage für einen bemerkenswerten Reichtum an Flora und Fauna.

Charakteristisch sind Feucht- und Auenwiesen mit den aufeinander folgenden Blühaspekten im Frühjahr. Im April beginnen die sattgelb blühenden Sumpfdotterblumen, dann folgen die weißen Teppiche des Wiesenschaumkrautes und später der wieder gelb blühende Hahnenfuß mit ausgedehnten roten Fluren der Kuckuckslichtnelke. In den Stromtalwiesen wachsen hier und da noch die sibirische Schwertlilie, der Lungenenzian, Klappertopf und die Färberscharte. Auf kleinen Feuchtwiesenstandorten wachsen neben dem Schlangenknöterich und der Bachnelkenwurz verschiedene Orchideenarten. Sonnenexponierte nährstoffarme Dünen dagegen überraschen mit schönen Grasnelkenfluren, Sandstrohblume und Blauschillerrasen. Und nur noch an ganz wenigen Stellen ist die Kuhschelle zu finden.

Das Nebeneinander trockener, warmer und feuchter, kühler Standorte und die besonderen dynamischen Bedingungen der Flussauen begründen bis in die Gegenwart das enge Neben- und Miteinander von Arten mit zum Teil gegensätzliche Ansprüchen. Hier teilen sich noch die Großtrappe und die blauflüglige Sandschrecke den Lebensraum mit dem Tüpfelsumpfhuhn und dem Moorfrosch.

Die periodischen Überschwemmungen der Niederungen machen das Gebiet zu einem besonderen Anziehungspunkt für Zugvögel. In den Frühjahrsmonaten rasten auf den Seen und flach überstauten Wiesen tausende Gründel- und Tauchenten. Große Schwärme Watvögel stochern in den weichen Böden nach Nahrung, ehe sie in ihre nördliche und östliche Heimat weiterziehen. Ein Teil findet hier aber auch noch letzte Brutgebiete und so beherbergen die Niederungen des Westhavellandes den bedeutendsten Anteil der stark gefährdeten und vom Aussterben bedrohten Wiesenbrüter Brandenburgs. Großer Brachvogel, Kiebitz, Uferschnepfe, Rotschenkel, Kampfläufer, Bekassine und Wachtelkönig brüten hier noch mit ebenso bedrohten Entenarten wie Löffelente, Knäkente, Schnatterente und sogar Spießente.

Die wasserreiche Landschaft des Westhavellandes ist zudem ein idealer Lebensraum für Amphibien und Reptilien. Die flach überfluteten Wiesen sind im Frühjahr hervorragende Laichgebiete für Kamm-Molch, Knoblauchkröte, Kreuzkröte und Moorfrosch, um nur einige der insgesamt zwölf vorkommenden Amphibienarten zu nennen. Die Feuchtwiesen mit den eingelagerten Dünen beherbergen daneben Ringelnatter und die Waldeidechse, während die Zauneidechse die trockenen und durchsonnten Wälder der Grundmoränen bevorzugt.

An den Fließgewässern des Naturparks sind nicht nur Fischotter, Elbebiber und Wasserspitzmaus zu Hause, auch Eisvogel und Flussuferläufer können beobachtet werden. Bedrohte Fische wie Steinbeißer, Schlammpeitzger, Bitterling kommen ebenso vor. Der Fischreichtum kommt auch den Fisch- und Seeadlern zugute, die Brutvögel im Umfeld der Gewässer sind.

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