Sassnitz

Als im vorigen Jahrhundert mit der Industrialisierung der Städte bei wachsender Umweltbelastung der Wunsch nach Erholung an frischer Luft und reizvoller Landschaft zum Bedürfnis von immer mehr Menschen wurde, entstand der „Badereiseverkehr“ zu den Küsten der Nord- und Ostsee.

Der Ausbau günstiger Verkehrsverbindungen in dieser Zeit lockte auch immer mehr Erholungssuchende nach Rügen und besonders auf das landschaftlich reizvolle Jasmund, nach Sassnitz und Crampas.

1878 Schiffsverbindung Stettin - Sassnitz

1883 Eisenbahn Stralsund - Bergen

1891 Bergen - Sassnitz

ab 1889 Hafenbau bei Sassnitz

Die verkehrsgünstige Lage des Hafens bot und bietet kürzeste Seeverbindungen nach Skandinavien:

1878 Sassnitz - Rönne (Bornholm - Dänemark)

1897 Sassnitz - Trelleborg (Schweden) (Postdampfer)

1909 Sassnitz - Trelleborg (Eisenbahnfähre)

Für die Fischerei war Sassnitz immer schon bedeutsam. Sie erlebte aber nach dem 2. Weltkrieg ihre größte Blüte mit dem Aufbau des Fischkombinats. Zu diesem Betrieb gehörten zeitweise bis 200 teilweise hochseefähige Fischkutter. Diese seetüchtigen Fahrzeuge fuhren von Sassnitz aus bis in die Nordsee, zur Küste Norwegens und in den Kanal. Einige Jahre waren in Sassnitz auch Frosttrawler sowie Verarbeitungs- und Transportschiffe stationiert.

Die 1986 in Betrieb genommene Fährverbindung Mukran - Klaipeda (Litauen) bedeutete eine große Veränderung in der Struktur der Stadt Sassnitz. Die gewaltigen Anlagen des Fährhafens Sassnitz mit seinen Breit- und Regelspurgleisen, Fähren sowie RO-RO-Schiffen nach Klaipeda und Rönne beeindrucken jeden Technikfreund.

Der ca. 5 km von der Stadt entfernte Fährhafen wurde zum neuen wirtschaftlichen Schwerpunkt der Insel Rügen und ihr größter Arbeitgeber.

Der Gewerbepark Sassnitz-Lancken und das Gewerbegebiet in der Nähe des Fährhafens bieten mittelständischen Unternehmen Platz für die Einrichtung ihrer Betriebe an verkehrsgünstiger Stelle für Beziehungen nach Skandinavien und dem Baltikum.

Die Kreideindustrie mit ihren, bis auf eine Ausnahme, stillgelegten Kreidebrüchen, veränderte um Sassnitz die Landschaft. Die Kreidewände im Rücken der Altstadtteile verdanken ihre heutige Form ebenfalls dem Kreidetagebau.

Der Tourismus, der Fährverkehr und die Fischerei prägten die Architektur der Stadt. Im 19. Jahrhundert wurden aus strohgedeckten Fischerhäusern durch oft mehrfache Umbauten Pensionen, die durch kunstvoll verzierte Holzbalkons ein besonderes Merkmal der Bäderarchitektur bilden. Hotelneubauten in städtischem Stil von städtischen Auftraggebern errichtet, ergänzen das Ortsbild.

Mit der Industrialisierung der Stadt wurden aus Sommerpensionen und Hotels Ganzjahreswohnhäuser. Diese Zweckentfremdung bekam den Häusern nicht und es kam daher nach und nach zum Verfall großer Teile der Altstadt. Um dem entgegenzuwirken, wurde die Stadt Sassnitz im Jahre 1991 in das Städtebauförderprogramm des Landes Mecklenburg-Vorpommern aufgenommen.

Die Altstadt in Sassnitz wurde zum Sanierungsgebiet erklärt. Sie wird schrittweise unter Berücksichtigung der vorhandenen Ortsstruktur und der Erhaltung bzw. Erneuerung der städtebaulichen und kulturhistorischen Besonderheiten saniert.

Zu den Sehenswürdigkeiten der Stadt gehört ihr Hafen, mit der von 1889-1912 erbauten längsten Außenmole Europas von 1450 m. Die Hafenatmosphäre mit den Fischerbooten, kleinen und großen Jachten, den Fahrgastschiffen, den großen Fähren und dem Duft nach Meer machen einen Spaziergang auf der Mole zu einem besonderen Erlebnis. Von hier aus bieten mehrere Reedereien ein umfangreiches Fahrtenprogramm zur Steilküste und zu den Seebrücken der rügenschen Ostseebäder an.

Die Strandpromenade führt vorbei an mehreren Gaststätten nach Alt-Sassnitz, zur wiederaufgebauten Seebrücke, zum Kurplatz und zum Findling Klein Helgoland. Alt-Sassnitz war bis zum 2. Weltkrieg das Zentrum des Tourismus. Einige Häuser strahlen schon in neuem Glanz, doch viele Jahre Verfall lassen sich nicht so schnell ungeschehen machen.

Wandert oder fährt man in Verlängerung der B 96 durch die Stadt, kann man bei der 1883 errichteten Johanniskirche zur Strasse nach Stubbenkammer abzweigen oder durch Alt-Sassnitz die Stubnitz in der Nähe der Steilküste erreichen. Hier beginnt der Hochuferweg nach Stubbenkammer. Der Nationalpark Jasmund mit seiner unverwechselbaren Kreidesteilküste sollte zum Pflichtprogramm eines jeden Rügen-Besuchers gehören.

Die Nationalparkverwaltung hat ein Informationszentrum auf Stubbenkammer errichtet und führt Führungen im Nationalpark durch.

An der Straße, die aus Richtung Prora-Binz nach Sassnitz führt, liegt am Ortseingangsschild ein Parkplatz, von dem aus der Weg zu den Feuersteinfeldern führt. Vor 4000 Jahren, als der Meeresspiegel noch höher war, entstanden hier Feuersteinwälle. Der frühere Meeresboden ist heute die sehenswerte Heimat einer interessanten Pflanzenwelt. Charakteristisch für unsere Stadt sind Tourismus, Fischerei, Fischverarbeitung, Kreideabbau, Handwerk, Gewerbe, der Fährhafen nach Schweden, Dänemark, Litauen und in die Russische Föderation. Auf Grund der Kreidevorkommen und des Badeverkehrs war Sassnitz schon vor dem Krieg als Seebad bekannt und hatte als Kurort Kreideheilbäder und Seewasserkreidebäderbehandlung zur Anwendung gebracht. Die wirksame Behandlung bezog sich u. a. auf den chronischen Rheumatismus, Gelenkerkrankungen u. v. a. m. Alle diese Behandlungen sollen wieder aktiviert werden, unterstützt durch die in Sassnitz gefundenen Heil- und Solequellen. Somit reiht sich die Stadt Sassnitz in die jahrhundertelange Tradition anderer Solebäder, ausgerichtet auf kurörtliche Medizin, ein.

Am 10. September 1998 wurde der Stadt Sassnitz der Titel „Staatlich anerkannter Erholungsort“ verliehen.

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