Vorwort zur Weser
Bearbeiter: Helmut Griep, Wilhelm-Raabe-Str. 12, 31787 Hameln
Landschaft, Kultur
Etwas abseits von Verkehrsströmen unserer Zeit hat sich an der Weser eine Kulturlandschaft erhalten, die reich ist an landschaftlicher Schönheit und an kulturrellen Zeugnissen der Vergangenheit. Inbesondere die Landschaft an der Oberweser zwischen Hann.-Münden und Minden macht eine Weserwanderfahrt im Ruderboot lohnend. Bewaldete Höhenrücken, unterbrochen von oft schroffen Felswänden, gewundene Flussläufe und stille Dörfer bleiben dem Wasserwanderer in unvergesslicher Erinnerung.
In dieser Landschaft, eingegrenzt vom Teuteburger Wald im Westen, dem Leinebergland im Osten, sowie dem Weser-Wiehengebirgszug im Norden und dem Hessischen Bergland im Süden hat sich die Weserrenaissance, jene für diesen Landstrich typische Stilrichtung in einer Vielzahl von vornehmen Adelssitzen und prächtigen Bürgerhäusern erhalten. Aber auch die sakrale Baukunst hat rechts und links der Weser bedeutsame Zeugnisse hinterlassen. Eine stattliche Zahl romanischer Klosterkirchen überdauerte nahezu unversehrt die Zeitläufe. Schließlich sind es aber auch die im letzten Krieg unzerstört gebliebenen Städtebilder von Hann. Münden, Karlshafen, Höxter, Bodenwerder, Hameln, Rinteln, Nienburg und etwas abseits Verden, die den interessierten Besucher in ihren Bann ziehen.
Landschaft und Kultur, die hier eine besondere Bindung miteiander eingehen, wollen nicht nur vom Boot aus erlebt sein. Es lohnt sich, den einen oder anderen Aussichtspunkt zu ersteigen oder einen Blick in eines der Nebentäler der Weser zu werfen.
Wasserverhältnisse
Die Oberweser von Hann.-Münden bis Minden, ca. 200 km, ist mit Ausnahme der Stauhaltung Hameln frei fließend. Auf der Mittelweser zwischen Minden und Bremen findet man fast durchweg gestautes Wasser vor, wobei hier durch Windeinwirkung erhebliche Wellen auftreten können, die das Vorwärtskommen beträchtlich behindern. Auf den Unterweser kann bei Ausnutzung der Gezeiten mit dem Ebb- bzw. Flutstrom gerudert werden. Aber auch hier kann der Wind so starke Wellen aufbauen, dass möglicherweise die Fahrt unterbrochen werden muss.
Etappen, Begegnungen mit der Schifffahrt
Weserfahrten sollten in Hann. Münden beginnen. Darüberhinaus wäre aber auch ein Eisatzort an einem der Quellflüsse der Weser denkbar. Zu empfehlen wären Eschwege an der Werra oder Kassel an der Fulda; bei gutem Wasserstand im Frühjahr auch jeweils oberhalb dieser Orte.
Für Tagesetappen sollte man 30 bis 50 km vorsehen. Auf der frei fließenden Oberweser sind auch größere Etappen denkbar. Als Etappenziele bieten sich die größeren Orte, in denen zumeist Rudervereine sind, an.
Die gesamte Weser von Hann. Münden bis Bremerhaven ist schiffbar. Auf der teilweise nur 80 m bis 90 m breiten Oberweser sollte man bei Begegnungen mit der Schifffahrt recht vorsichtig sein. Insbesondere die Fahrgastschiffe der Oberweser-Dampfschiff-Gesellschaft werfen an ungünstigen Stellen beträchtliche wellen, die unbedingt parallel zu nehmen sind. Dabei sollte man dem Ufer bzw. den Buhnen auf keinen Fall zu nahe kommen, da hier aufgrund der geringen Wassertiefe und der verschränkten Strömungen die Wellenbildung besonders stark sein kann. Es gilt grundsätzlich die Regel, der Schifffahrt den Außenbogen zu überlassen. Durch die breiten Stauhaltungen der Mittelweser sind hier die Möglichkeiten einer Gefährdung durch die Schifffahrt geringer. Besondere Aufmerksamkeit erfordert dagegen das befahren der Unterweser, die Seeschifffahrtsstraße ist.
Aalreusen, Aalhammen, Fähren, Anleger und Schleusen
Da Aalreusen den meisten Wanderrudern unbekannt sind, hier eine Erklärung: Es handelt sich um - meist bis in die Mitte des Flussbettes - eingerammte Eisenstäbe, an deren unterem Ende unter Wasser die Reusen liegen. Es ist zu empfehlen, solche Reusen rechtzeitig auszuweichen und auf der entgegengesetzten Uferseite oder in der Fahrrinne des Berufsverkehrs zu fahren. Kommt man aus Unachtsamkeit mit einer solchen Reuse in Berührung, so wird das Boot durch die Strömung quer getrieben, prallt auf die Eisenstäbe und kentert meist. Lage und Anzahl der Reusen wechseln, stete Aufmerksamkeit !! zumal mit Anlagen neuer Reusen an noch nicht bekannten Plätzen zu rechnen ist. Die Standort der Aalreusen sind nicht beschildert.
In den letzten Jahren sind unter dem Logo der „Gelben Welle“ viele Anlegemöglichkeiten auf der Oberweser bis Minden neu hinzugekommen. Besonders auffällig und komfortabel ist der Anleger in Fürstenberg, jedoch nicht alle Anlegemöglichkeit sind für Ruderboote geeignet. Übersicht Anleger an der Weser: http://www.weserbergland-tourismus.de/urlaubsthemen/kanu.html
Insbesondere an der Oberweser sind einige Hochseilfähren in Betrieb, die gegenüber Kleinfahrzeugen, also auch Ruderbooten, Vorfahrt haben. Diese Fähren hängen mittels zwei Seilen (bei Personenfähren ein Seil) und Seilrollen an einem den Fluss in 7 bis 12 m Höhe überspannenden Drahtseil. Durch die Schräglage der Fähre und dem Druck der Strömung wechseln die Fähren mit teilweise beachtlicher Geschwindigkeit die Ufer. Fähren werden durch Schilder (weißes schiff mit weißem Querbalken auf blauem Grund) angekündigt. Regel: Wechselt eine Fähre das Ufer, so ist stets hinter der Fähre durchzufahren.
An der Weser gibt es insgesamt acht Staustufen : Hameln, Petershagen, Schlüsselburg, Landesbergen, Drakenburg, Dörverden, Langwedel, und Bremen-Hemelingen. Nur Hameln liegt an der Oberweser und ist damit die einzige Stauhaltung zwischen Hann. Münden und Minden. Die anderen sieben Stufen liegen an der Mittelweser. Sie sind bis zum Jahre 1960 vollendet worden und werden zur Zeit Stück für Stück auf die Europaschiff-Größe angepasst.
Die Schleuse Hameln kann in den Betriebszeiten ohne Gebühr von Ruderbooten benutzt werden. an der Mittelweser ist es - mit Ausnahme der Stauhaltung Schlüsselburg - erwünscht, dass der Sportbootverkehr nicht die Schleusenkanäle und Schleusen benutzt, sondern durchweg im Strom bleibt. Jedes Wehr besitzt eine Anlage für Sportboote (Bootsschleppe oder Bootsgasse bzw. Bootsschleuse).